Moin, ich bin Lydia von der Schokodeern

Ich bin Konditormeisterin und habe vor 16 Jahren die »Schokodeern« gegründet und das gleichnamige Café in Kiel eröffnet. Schokodeern ist die plattdeutsche Übersetzung von Schokomädchen. Das Wort gefiel mir gleich gut, denn Schokolade ist eine große Leidenschaft von mir. Ich liebe alle Facetten meines Berufes, aber mit Schokolade zu arbeiten und daraus feine Pralinen herzustellen, macht mir besondere Freude. Bei uns in der Fachsprache heißt es übrigens Kuvertüre, aber »Kuvertürendeern« wollte ich mein Unternehmen nun wirklich nicht nennen. 


Und das war mein Weg:


Schon mit 16 Jahren bin ich für meine Ausbildung nach München gezogen, um dort im Hotel »Vier-Jahreszeiten« Konditorin zu lernen. Das war ein riesiger Schritt, so jung meine große Familie in Magdeburg zu verlassen, um allein in einer fremden Stadt zu leben und zu lernen. Ich bin das vierte von sechs Geschwistern. Da kannst Du Dir vorstellen, was bei uns los war. Es war schon hart in der ersten Zeit. Aber meine Kollegen in München haben mich toll aufgenommen und ich staunte über die Vielfalt und die Möglichkeiten, die ein so exklusives Haus in der Ausbildung für uns boten. In einer normalen Konditorei lernt man alles rund um Kuchen, Torten und Gebäck. Aber zu unserem Hotel gehörte auch eine Patisserie. Das heißt, dass ich für große Dessertbuffets feine Cremes, Kunstwerke aus Zucker, Schokolade und Eis und verschiedene Pralinen herstellen durfte.


Meine nächste Station nach der Ausbildung führte mich nach Bremen ins »Parkhotel«. Du musst Dir vorstellen, das in der Hotellerie die Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Ländern kommen. Jeder neue Konditor oder Patissier bringt weitere Ideen und andere handwerkliche Fähigkeiten mit. Das war auch einmalig in Bremen. Dort habe ich beispielsweise gelernt, Aromen aus Orangen, Zitronen und anderen Früchten und Kräutern selber herzustellen.


In Hamburg im Hotel »Atlantik« habe ich später mit einem begnadeten Zuckerkünstler und Konditormeister arbeiten dürfen.


Mein Jahr in der Schweiz werde ich auch nie vergessen. Neben Österreich ist die Schweiz für unser Handwerk das Schlaraffenland. Hier wird auf höchstem Niveau mit ganz hochwertigen Rohstoffen gearbeitet. Auf meinem Lernweg war das noch mal die Kirsche auf der Sahnetorte. Insgesamt war ich zehn Jahre bei verschiedenen Unternehmen, in unterschiedlichen Orten und Ländern und habe dabei so viel erfahren und gelernt.


Die Liebe hat mich schließlich nach Schleswig-Holstein gebracht, wo ich heute mit meinem Mann und meinem Sohn lebe.


Im Rückblick sehe ich es als großes Geschenk, dass ich in diesen Häusern so viel lernen durfte. Eine wichtige Grundlage für viele Techniken und was gute Rohstoffe für die Herstellung bedeuten. Diese Werte habe ich auch für mein eigenes Café und die Konditorei als Maßstab mitgenommen. Wir nutzen ausschließlich Bio-Kuvertüre, deren Herkunft nachgewiesen, die unter fairen Bedingungen und ohne Kinderarbeit geerntet wurde. Die Milchprodukte, die wir für unsere Rezepte verwenden, kommen aus regionalen Biobetrieben. Unsere Aromen stellen wir selber her, so wie ich es einst in Bremen gelernt habe. Da kommt nichts aus dem Chemiekasten oder der Fertigtüte. Die wertvollen Rohstoffe sind das eine, aber die wichtigsten Zutaten für eine süße Leckerei sind die Liebe und die Zeit, die wir in einen Kuchen, in ein Gebäck oder eine Praline stecken.


Ich habe den schönsten Beruf der Welt! So empfinde ich es nach all den Jahren immer noch. Das kann ich jeden Tag an all den glücklichen Gesichtern ablesen.


Und doch gehe ich auch wieder einen neuen Schritt. Nämlich in die digitale Welt. Hier kann ich die Möglichkeiten nutzen, um noch viele mehr Menschen zu erreichen und mein Wissen in Pralinen- und Backkursen und auf Social-Media zu teilen. Auch spannend und ich freue mich, wenn wir uns irgendwo auf diesen Wegen begegnen.